Herzlichen Glückwunsch zum 200. Geburtstag, Herr Raiffeisen!

 

„Raiffeisen – hab ich schon mal gehört, aber keine Ahnung, was der gemacht hat.“

 

 

 

Kaum jemand wusste, was er oder sie antworten sollte, als das Fernsehteam des SWR an unserer Schule war, mit dem Bild von Raiffeisen über den Schulhof lief und wissen wollte, wer abgebildet ist. Anlässlich seines 200. Geburtstages am 30. März wollen wir das nun ändern und Euch den Mann, ohne den es EGON höchstwahrscheinlich so gar nicht geben würde, kurz vorstellen: 

Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen wurde am 30. März 1818, also heute vor genau 200 Jahren, in Hamm an der Sieg als siebtes von neun Kindern geboren und starb am 11. März 1888 in Heddersdorf, im heutigen Neuwied. 

Seine Kindheit war von Geldnöten geprägt und weder ein Gymnasial- noch ein Hochschulbesuch waren finanzierbar. Mit 17 Jahren meldet er sich freiwillig zum Militärdienst, welchen er nach acht Jahren aufgrund einer Augenerkrankung verlassen musste. Im Westerwald verbrachte er die meiste Zeit seines Lebens, und in Weyerbusch wurde er 1845 kommissarischer Bürgermeister. Als junger Bürgermeister musste er bereits verschiedene Krisen überwinden: lange Dürreperioden, Missernten und Klimaveränderungen sorgten dafür, dass viele Bauern zu geringe Ernteerträge erzielten, um überleben zu können.

Um der verarmten Gemeinde zu helfen, gründete Raiffeisen 1846 den „Weyerbuscher Brodverein“. Er überzeugte die noch relativ wohlhabenden Bürger von seinem Vorhaben, sodass diese Geld in einen Fonds einzahlten, welcher für die Anschaffung von Getreide genutzt wurde. Dieses Getreide wurde dann an die unter Hunger Leidenden auf Kredit ausgegeben. Später errichtete Raiffeisen auch ein  Gemeindebackhaus. Das dort hergestellte Brot wurde an Bedürftige ausgegeben.

Im Jahr 1848 wird Raiffeisen Bürgermeister von Flammersfeld und 1849 gründet er den „Flammersfelder Hülfsverein zur Unterstützung unbemittelter Landwirte“. Dieser Verein vergab Kredite an Landwirte. 

1852 wird er Bürgermeister von Heddersdorf (heutiges Neuwied). Dort erlebt er die Folgen der industriellen Revolution und gründet nach zwei Jahren den „Heddersdorfer Wohltätigkeitsverein“. Dieser diente der Fürsorge und Erziehung von verwahrlosten Kindern, den Kauf von Tieren für unbemittelte Landleute, die Beschäftigung entlassener Sträflinge und die Errichtung einer Kreditkasse für Bedürftige. 

Als erste Genossenschaft im „Raiffeisenschen Sinne“ werden die von Raiffeisen 1862 gegründete Darlehenskassenvereine in Anhausen, Engers und Heddersdorf bezeichnet, welche die Kreditnehmer erstmals zur Mitgliedschaft verpflichten. 

1866, ein Jahr, nachdem Raiffeisen aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand versetzt worden ist, veröffentlichte er sein Buch „Die Darlehenskassenvereine als Mittel zur Abhülfe der Noth der ländlichen Bevölkerung sowie auch der städtischen Handwerker und Arbeiter“. Bereits vier Jahre später existieren in der Rheinprovinz bereits 75 solcher Vereine. 

1872 gründete Raiffeisen die Geldausgleichstelle der „Rheinischen Landwirtschaftlichen Genossenschaftsbanken“ und 1874 die „Deutsche Landwirtschaftliche Generalbank“, durch die Vereine einander finanziell unterstützen können.  Eine zentrale Einrichtung für Spar-und Darlehenskassenvereine auf nationaler Ebene entsteht 1867 mit der Gründung der landwirtschaftlichen Zentralkasse für Deutschland und 1877 mit dem „Anwaltschaftsverband ländlicher Genossenschaften“. Das Ziel des Verbandes ist die Verbreitung der Darlehnskassenvereine, gemeinsame Interessenvertretung und der gemeinsame Ein- und Verkauf.  

1888 soll Raiffeisen dann für seine Verdienste beim Aufbau des landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens die Ehrendoktorwürde der Friedrich-Wilhelm-Universität , Bonn erhalten. Jedoch stirbt er kurz davor, am 11.März 1888 in Heddersdorf. 

Sein leben war geprägt von den Begriffen der Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung, welche nun die Grundsätze der Genossenschaften darstellen. Heute, 200 Jahre nach Raiffeisens Geburt,  sind mehr als 22 Millionen Menschen in Deutschland Mitglied einer Genossenschaft.

Außerdem wurde die Genossenschaftsidee 2016 von der UNESCO in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Und dieses Jahr, zum Andenken an Raiffeisen, steht unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und unter dem Motto: „Mensch Raiffeisen. Starke Idee!“

Weitere Informationen zu Raiffeisen und der genossenschaftlichen Geschichte findet ihr auch unter: 

  • www.raiffeisen2018.de
  • http://genossenschaftsgeschichte.info/friedrich-wilhelm-raiffeisen-laendliche-genossenschaften-613
  • http://genossenschaftsgeschichte.info
  • http://www.zeit.de/2009/47/Vorbilder-Raiffeisen